Mitarbeiter der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen haben sich bei der Theaterpremiere des gesellschaftskritischen Stückes „Der gewiefte Kater“ im BSZ selbst übertroffen.
Turbulent und unterhaltsam, aber auch hintersinnig und lustig sollte das Theaterstück „Der gewiefte Kater“ werden. Eineinhalb Jahre lang probte Rüdiger Baumann mit den Hobbyschauspielern aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Das Experiment ist gelungen. Die Premiere im beruflichen Schulzentrum überwältigte die Zuschauer. „Dieses Märchen soll zum Ausdruck bringen, dass unsere Zeit im Umbruch ist. Die, die groß sind, werden immer größer und die Kleinen bleiben auf der Strecke“, schickte der Vorsitzende des Fördervereins der WfB – Klaus Drescher – voraus. Doch die Erklärung war nicht notwendig. Denn die Menschen mit Handicap legten dem Publikum ihre Botschaft ans Herz.
Globalisierung in der Kritik
Im Mittelpunkt des Märchens stand ein alleinerziehender Kater. Er wollte eigentlich nur eins: Mäuse fangen. Doch er hatte die Rechnung ohne den raffgierigen Zauberer Zauberlando gemacht. Dieser versorgte die Menschen mit billigem Brot. Der Müller verlor seine Kunden. Die Mühle stand still. Die Mäuse mussten darben.
Doch dann trat der findige Kater auf den Plan und sorgte für ein Happy-End. Die Zuschauer schmunzelten. Allerdings ist die Realität genau so. Früher gab es im Landkreis 180 Bäcker, jetzt noch 17. Vor dreißig Jahren existierten in Kulmbach 14 handwerkliche Bäckereien, inzwischen noch drei, schilderte der IObermeister der Bäckerinnung Ralf Groß. Während ein Brötchen, das handwerklich hergestellt werde, drei Stunden benötigt, braucht die Industrie nur dreißig bis vierzig Minuten zur Herstellung. Cystein – ein Stoff, der in Horn, Federn, Sehnen und Haaren zu finden ist, ist verantwortlich für das schnelle Backen. „Es ist schon soweit, dass die Bäcker im Landkreis die Menschen nicht mehr versorgen könnten“, warnte Groß. „Die Lage ist ernst. Wir müssen unsere Betriebe erhalten und wir müssen bei den jungen Leuten wieder Spaß an Lebensmittelberufen wecken“, appellierte Groß.
Auch der Leiter des beruflichen Schulzentrums Alexander Battistella konnte diesen Trend bestätigen. Inzwischen gibt es so wenige Fleischer und Fleischereifachverkäufer, dass alle Azubis aus ganz Bayern in Kulmbach beschult werden. Das Thema Handwerk und eine fundierte Ausbildung werden am beruflichen Schulzentrum großgeschrieben.