Fleischtechniker auf großer Fahrt

Eine deutsche Größe des Maschinenbaus Multivac

Drei Jahre mussten beide Jahrgänge der Fleischtechniker auf die traditionelle große Exkursion verzichten. Mit FT 48 und 49 starteten nun die aktuellen Klassen am Sonntag zur einwöchigen Exkursion in den Südwesten der Republik.

Die erste Anlaufstelle markierte ein großer Vertreter des deutschen Maschinenbaus und langjähriger Partner der Fachschule aus Wolfertschwenden. Das Unternehmen MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG, mit seinen circa 2400 Mitarbeiter am Hauptstandort (circa 7000 weltweit), ist seit Jahren ein interessantes Ziel für die angehenden Techniker.

Jürgen Eidelloth, Key Account Manager Sales Germany, begrüßte die Truppe im Hauptwerk und gleichzeitig der Fertigungsstätte. An diesem Standort produziert das Unternehmen Schneid- und Verpackungsmaschinen für das Handwerk, den Mittelstand und die Großindustrie. In einem extra auf die angehenden Fleischtechniker abgestimmten Seminartag, erhielten die Schüler praxisrelevante Informationen zu den Themen Slicer, Tray Sealer, Kammerbandmaschinen, Maschinen zum egalisierten Schneiden von TVI und vielem mehr.


Folienherstellung auf höchstem Niveau

Der zweite Tag der großen Exkursion startete im Seminarraum des Unternehmens SÜDPACK Verpackungen GmbH & Co. KG, einem starken Kooperationspartner der Fachschule für Know-how und Folien, in Ochsenhausen. Den Vormittag nutzten Matthias Binder und weitere Kolleginnen und Kollegen für eine Einführung in die Hintergründe und Prozesse der industriellen Folienherstellung. Diese veranschaulichte Peter Blast (Entwicklung Blasfolien) im Anschluss.

Schüler von FT 48 und 49 erfahren bei Südpack mehr über die Funktionsweise einer horizontalen Schlauchbeutelmaschine zur Verpackung von Lebensmitteln.

Bei einer professionellen Führung staunten die Schüler über die industrielle Fertigung verschiedenster Hart- und Weichfolien, unter anderem von Blasfolien aus Kunststoffextrudat. Dabei wird thermoplastisches Kunststoffgranulat über spezielle Extrusionsanlagen aufgeschmolzen und zu einem hauchdünnen Schlauch geblasen. Dieser wird viele Meter nach oben geleitet und kühlt dabei ab, wodurch die Blasfolie entsteht.

FT 48 und 49 nach einem lehrreichen Tag bei Südpack


Gewichtsgenaues Füllen mit höchster Präzision

Die Halbzeit der Ausbildungsfahrt markierte die Ankunft bei Handtmann Service GmbH & Co. KG in Biberach an der Riß. Angelo Wiesinger, Branchenmanager bei Handtmann, empfing die Klassen im Jahr des 150-jährigen Firmenjubiläums und begleitete diese durch den Tag.

Zu Beginn profitierten beide Klassen von einer Einführung in die verschiedenen Geschäftsbereiche und Anlagentypen der Handtmann Gruppe. Die Möglichkeit der Erfassung und Auswertung von Daten während der Nutzung dieser Anlagen (beispielsweise im Füllprozesses über eine HCU – Handtmann Communication Unit) spielte ebenso eine Rolle wie die Funktionsweise verschiedener Typen von Aufhängelinien. Bei einer anschließenden praktischen Einheit erfuhr man mehr über die Funktionsweise des Multi-Burgerformers und der Conprocomat Füll- und Aufhängelinie.

Die hier portionierten Pattys konnten im Anschluss bei einem Gespräch im Foyer und der Versuchsküche des Unternehmens mit verschiedenen Beilagen verzehrt werden.

FT 48 und 49 vor der Conprocomat Füll- und Aufhängelinie zum Füllen von Rohwürstchen in Alginatdärme


Das Herzstück einer jeden Metzgerei

Den neuesten unserer Partner, die Firma Seydelmann KG, stellte das vorletzte Ziel der Exkursion dar. Als Hersteller von Kuttern, Wölfen, Feinzerkleinerern (Konti-Kutter) und vielem mehr, begrüßte Geschäftsführer Andreas Seydelmann beide Klassen im Seminarraum des Unternehmens und stellte die 180-jährige Firmengeschichte und erste Einblicke in die Maschinenproduktion vor.

Den aufwändigen Herstellungsprozess und die Funktionsweise der unter hoher Last stehenden Bauteile (teilweise 570 km/h auf der Messerspitze eines Kutters) erklärten im Anschluss Timo Naser und Stefan Geisen (beides ehemalige Fleischtechniker aus Kulmbach). Die theoretischen Informationen vertieften FT 48 und 49 bei einer praktischen Auseinandersetzung mit Seydelmann Normwagentumbler, Mischwolf, Kutter und Konti-Kutter. Dabei stellte die Truppe unter Anleitung Wiener, Kartoffel- und Nudelsalat für die Mittagspause selbst her.

Die anschließende Betriebsführung zeigte das historisch gewachsene Betriebsgelände und damit auch die Produktionsbedingungen vor Ort. Die Schüler sahen einerseits die handwerkliche Fertigung vieler Maschinenbauteile der aktuellen Serien, andererseits die Einbindung modernster Maschinen im Maschinenbau. Besonders beeindruckte die aktuell größte Lochscheibe im Mischwolf-Sortiment mit 400mm und der große 1000 Liter Kutter.

Bei der täglichen Arbeit mit den Maschinen, egal ob im Handwerk oder Industrie, vergisst man häufig welch ein aufwändiger Prozess hinter der Fertigung steht. Mit dem Besuch bei Seydelmann in Aalen erlebten die Schüler diese Fertigung hautnah und nahmen viele Informationen mit, die auch in die im Zuge der Ausbildungskonzeption der Fachschule vertieft behandelt werden.

Der letzte Abend der Ausbildungsfahrt endete gemütlich bei einem gemeinsamen Abendessen mit Andreas Seydelmann, Timo Naser und Stefan Geisen in Aalen.


Industrielle Lebensmittelverarbeitung auf hohem Niveau

Der letzte Tag der Ausbildungsfahrt der Fleischtechniker bot noch ein besonderes Programm. Als langjähriger Partner der Fachschule, empfing Jan Hecker (Prozessmanagement/Arbeitsvorbereitung Fleischwaren) von Kaufland Fleischwerke, die Schüler beider Klassen im Werk in Heilbronn.

Bei einem einführenden Gespräch mit Jan Hecker und dem Betriebsleiter, Uwe Kieser, sprach man über Produktionsbereiche, -mengen und -flüsse im Betrieb. Außerdem ging man auf die gewinnbringende Zusammenarbeit für beide Seiten mit der Fachschule ein. Ein besonders langer andauernder Austausch mit den Fleischwerken besteht beim projektbezogenen Unterricht im zweiten Ausbildungsjahr. Viel neues Wissen entspringt dieser Zusammenarbeit, aber auch der mit anderen Unternehmen der Fleischbranche.

Im Anschluss besichtigten FT 48 und 49 die stark prozessoptimierte Produktion verschiedener Fleischzubereitungen und -erzeugnissen. Vom Wareneingang über die Chargierung, Feinbrätherstellung, Slicen und Verpacken der Ware sahen die Schüler viele bekannter und neuer Maschinen im Einsatz in der Industrie. Die Führung durch die Produktionsbereiche verdeutlichte den Schülern auch nochmal die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die Ihnen als baldige Techniker offenstehen.

Beim gemeinsamen Mittagessen und den abschließenden Gesprächen beantworteten Uwe Kieser und Jan Hecker noch weitere betriebswirtschaftliche und prozesstechnische Fragen der Schüler, bevor man sich nach der einwöchigen Ausbildungsfahrt auf den Rückweg nach Kulmbach machte.

WieT