Baugeschichte hautnah erleben

Die Abschlussklasse der Bautechniker FBT2 nahm gemeinsam mit ihrer Dozentin für Deutsch und Baugeschichte StDin Silke Scheffold an einer faszinierenden Architekturführung durch die Eremitage in Bayreuth teil, bei der sowohl die Parkanlagen der Eremitage, das Alte Schloss als auch der Wasserturm besichtigt wurden.

Klasse FBT 2 vor dem Sonnentempel in der Eremitage in Bayreuth

Die Eremitage ist eine historische Parkanlage, die durch ihre barocken und rokokoartigen Bauwerke sowie ihre landschaftlichen Reize beeindruckt. Sie gehört zu den außergewöhnlichsten Schloss- und Gartenanlagen in Nordbayern. Die Führung durch den Park, welche Silke Scheffold leitete, vermittelte tiefgehende Einblicke in die Konzeption und Anlage barocker Schlossgärten im Stil des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich 1715 als Rückzugsort für den Markgrafen Georg Wilhelm gegründet, der sich hier im Kreis von Eremiten symbolisch von der Welt zurückziehen wollte, wurde die Anlage 1735 unter der Markgräfin Wilhelmine weiter ausgebaut und erhielt ihre heutige Form, die mit Springbrunnen, Grotten, Pavillons und Kaskaden durchzogen ist.

Im Vorraum zur Grotte erhielten die angehenden Bautechniker Informationen zum Sinn und Zweck dieses Raumes

Ein Höhepunkt war die Besichtigung des Alten Schlosses, das um 1715 unter dem Markgrafen Georg Wilhelm errichtet wurde. Das Schloss, das als Lustschloss diente, beeindruckt durch seine klare barocke Formsprache. Besonders die symmetrische Fassadengestaltung und die detailreichen Stuckverzierungen fielen ins Auge. Der Grottenraum überraschte die angehenden Bautechniker mit einem feuchtfröhlichen Einstieg in das Innere des Schlosses. Diese Grotte, die aus Natursteinen und Muscheln gefertigt wurde, spiegelt die barocke Vorliebe für die Inszenierung der Natur wider. Die optischen und akustischen Effekte, die durch das einfallende Licht und das fließende, aber auch durch das aus allen Ecken spritzende Wasser erzeugt werden, machten den Raum zu einem einzigartigen Erlebnis. Aus dutzenden im Boden verborgenen Düsen spritzt dort das Wasser, öfters auch auf unvorsichtige Exkursionsteilnehmer. Man machte sich schon vor Jahrhunderten einen Spaß daraus, nichtsahnende Besucher von der Perücke bis zum Reifrock vollzuspritzen.

Wasser aus 200 Düsen heißt den Besucher in der Grotte im Alten Schloss willkommen

Im Inneren besichtigten wir nicht nur die die prunkvollen Appartements des Markgrafen und der Markgräfin, die mit reichem Stuck, Fresken und prachtvollen Möbeln ausgestattet sind. Die Architektur strahlt Eleganz und Leichtigkeit aus und vermittelt ein typisches Bild des höfischen Lebens im Barockzeitalter.

Muscheln zieren die Wände, aus denen es ebenfalls auf die Besucher herunterspritzt.

Im dritten Teil der Exkursion wurde der älteste Wasserturm der Eremitage besichtigt. Dieser Turm, erbaut wahrscheinlich unter Markgraf Georg Wilhelm , beherbergt unter seinem Hochbehälter auch die Wohnräume des Brunnenmeisters und die Lagerräume. Seit gut 300 Jahren funktionieren die Wasserspiele der Eremitage in Bayreuth nach demselben Prinzip. Das Wasser wird von Quellen über ein ausgeklügeltes System zum Park auf den Hügel geführt und dort im Hochbehälter des Wasserturms gesammelt. Alles beruht wie damals auf geodätischem Druck und läuft ohne Pumpen. Zu markgräflichen Zeiten bestand die Leitung von der Quelle zu den beiden Wassertürmen noch aus Holzröhren. Jede war etwa vier Meter lang, mit großem Kraftaufwand von beiden Seiten von Hand gebohrt. All das wurde zu einer Leitung mit einer Länge von vier Kilometern ineinandergesteckt. Diese musste ständig irgendwo erneuert werden, weil die Holzröhren sehr reparaturanfällig waren. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Holzröhren gegen solche aus Gusseisen ausgetauscht. Auch die einst hölzernen Becken in den Wassertürmen bestehen heute ebenfalls aus gewalzten und vernieteten Eisenplatten. Sie sind sehr stabil verarbeitet. Laufen die Wasserspiele im Park eine Viertelstunde, ist ein Viertel des Beckens im Turm leer.

Im Schlossinneren: Besichtigung der Prunkräume

Der Wasserturm beeindruckte nicht nur durch seine Funktionalität, sondern auch durch seine harmonische Einbettung in die Gartenarchitektur. Von außen schlicht gehalten, fügt er sich nahtlos in die umgebende Natur ein. Die Führung durch das „Wasserheiligtum“ der Eremitage sowie die Park- und Schlossanlage vermittelte den Technikern einen Eindruck von den technischen Innovationen der Zeit sowie der hohen Kunstfertigkeit, mit der Architektur und Funktionalität hier vereint wurden.

Blick ins Innere der Wassergrotte

Blick in den Hochbehälter, in dem sich das Wasser aus den Quellen rund um Bayreuth sammelt und dann die Wasserspiele speist

Im Innenhof des Alten Schlosses